24.05.2008 Rückblick
Vorwort Das geordnete Miteinander beginnt in der Wohngemeinde und bildet die Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Daher ist die Gemeinde eine gerundete Kleinwelt, darin die große ihre Probe hält. Gemeinschaften und Vereinigungen, die dem Ortsgeschehen Farbe und Leben verleihen, sind unentbehrlich. Sie erfüllen wichtige und ganz bestimmte Funktionen im Sozialgefüge. Die Freiwillige Feuerwehr gehört in Etzenrot zum Kreis der Vereinigungen, die das öffentliche Geschehen beeinflussen, mitformen und mitprägen. Im Vorfeld der Gründung Um 1900 und in der Zeit zuvor eilten bei jedem Brandausbruch auch in Etzenrot beherzte Männer an die Unglücksstätte, um Hab, Gut und Gesundheit der Mitbürger zu schützen. Die Hilfswilligen bildeten eine Menschenkette vom Brunnen bis zur Brandstätte und reichten eiligst wassergefüllte Sacktucheimer von Hand zu Hand. Die Gemeinde schaffte 1903 eigenes Löschgerät an. Eine Handpumpe, zwei Tragkübel, mehrere Feuerhacken und eine Leiter. Später kamen noch Schläuche dazu. Der Bürgermeister war zu jener Zeit – laut bezirks-polizeilicher Anordnung – verantwortlich für eine funktionierende Löschtruppe auf Ortsebene. Die Männer waren weder namentlich festgelegt noch löschdienstlich verpflichtet. Es handelte sich also um eine gespensterhafte Truppe, die auftauchte, wenn der rote Hahn ins Dorf flatterte, und sich wieder auflöste, sobald die Gefahr gebannt war. Die Löschtruppe formierte sich auch dann, wenn der Bürgermeister zweimal im Jahr eine Probe ansetzte. Der Bürgermeister mußte nach der 1920 neugefassten Feuerlöschordnung “… so viele Übungen anordnen als nötig, bis die Mannschaften mit ihrem Dienst und mit ihren Gerätschaften vertraut” waren. Bürgermeister Jakob Reiser, der die Dienstwilligkeit der Etzenroter richtig einschätzte, schaffte ergänzendes Kleingerät an und erhöhte die Zahl der Abendproben. Berichte mit Namensaufzählungen zeugen von einem regen Probenbesuch. So traten 1929 – ein Jahrzehnt vor der Wehrgründung – 96 Männer bei einer Löschübung. Dies ist gewaltig, wenn man bedenkt, dass Etzenrot damals lediglich 650 Einwohner zählte. Gründung einer freiwilligen Feuerwehr Das örtliche Löschwesen war bislang in der Gemeinde im Sinne eines friedlichen und bürgerlichen Dienstes aufgefasst worden. Die Freiwilligkeit war daher Sache des Einzelnen. Nun wurde aber der Brandschutz dem Amtsbereich der Landesverteidigung zugeordnet. Damit war die Zeit der eigenen Entscheidung vorbei. Die Freiwilligkeit wurde jetzt aufgedrängt. Die Gemeinde Etzenrot, die noch keine verpflichtete Ortswehr hatte geriet unter behördlichen Druck. Dem Bürgermeister wurde vorgeschrieben, was für das Löschwesen anzuschaffen sei. Daraufhin bestellte die Gemeinde Etzenrot, um Zeit zu gewinnen, etliches Kleingerät bei der Feuerwehr-Gerätefabrik Carl Metz im nahen Karlsruhe. Im Februar 1939 forderte Kreisfeuerwehr-Führer Walther den Etzenroter Bürgermeister ultimativ auf, Mittel für die Einkleidung einer Mannschaft einzusetzen. Jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Bürgermeister Dahlinger und seine Gemeinderäte gingen von Haus zu Haus und redeten mit Engelszungen, um ortsansässige Männer für eine Feuerwehrgründung zu gewinnen. Das Ergebnis war mager. Statt der dreißig Männer, die der Kreisführer gefordert hatte, meldeten sich am 4. Juli 1939 beim Gründungstreffen im Hirsch lediglich 22 Dorfgenossen – wie in der Vollzugsmeldung vermerkt wurde. Harte Kriegszeit Webermeister Anderer der sein Fachwissen an der Feuerwehrschule in Schwetzingen erwarb – Großvater des langjährigen Abteilungskommandanten Bernd Anderer, der auch heute noch bei der aktiven Wehr ist – wurde mit der Führung der neuerstellten Feuerwehr beauftragt. Die Männer aus Neurod waren bei der Werbung nicht angesprochen worden, weil sie zu weit ab wohnten und weil sie in der Weberei Luftschutzdienst leisteten. Bürgermeister Dahlinger spielte diese lokale Besonderheit bei seiner Vollzugsmeldung geschickt aus. Er fügte dem unbefriedigenden Meldeergebnis die Erläuterung an: … im Hinblick darauf, dass die Weberei Neurod beabsichtigt, eine Werksfeuerwehr auszubilden und auszurüsten, habe ich den Ortsteil Neurod von einer Beteiligung im Ort freigestellt. Unter Einschluß dieser in Neurod noch zu erstellenden Feuerwehr dürfte die künftige Gesamtstärke zumindest 40 Mann betragen. Doch die Etzenroter Feuerwehr erreicht in der Kriegszeit nie die angepeilte Mannstärke. Wenige Tage nach der Gründung wurden die ersten Feuerwehrangehörigen zum Waffendienst eingezogen. Das schrumpfende Häuflein (im März 1940 waren noch 15 Verpflichtete im Ort) mußte durch ältere Mitbürger aufgestockt werden. Zuletzt wurden auch Schulabgänger zu Hilfsdiensten in der Wehr herangezogen. Einige der damaligen Schulabgänger – Walter Anderer, Erich Ziegler, Hugo Rabold, Bernhard Ochs und Otto Ziegler – gehören heute noch unserer sehr aktive Alterswehr an. Die Schwierigkeiten häuften sich. Das Löschgerät war überaltert und wurde brüchig. Bestellte Geräte blieben aus, weil die Betriebe nur Rüstungsgüter für die Front herstellten. Die örtliche Wasserversorgung war nicht mehr in Ordnung. In einem Brief vom Juli 1943 schlug Bürgermeister Dahlinger dem Karlsruher Wasserwirtschaftsamt eine “sofortige Stauung der Klamm beim Waldeingang nach Spielberg” vor. Das gestaute Wasser sollte, so der Vorschlag, in einer offenen Halbrohrleitung zur Dorfmitte geleitet werden. Daraufhin erschien eine landrätliche Kommission. Man beschloss, einen Löschwasserspeicher auf zwei Gartengrundstücken unterhalb des Gasthauses Strauß anzulegen. Die Eigentümer, Altbürgermeister Reiser und Witwe Emma Reiser sollten mit je 350 Reichsmark entschädigt werden. Im selben Jahr bemühte sich Etzenrot um ein leichtes Löschgruppenfahrzeug (Kostenpunkt: 15.189 Reichsmark) bei der Firma Metz. Doch das Vorhaben mußte zurückgestellt werden, weil alle Anstrengungen dem Endsieg zu gelten hatten. Die Wirren der letzte Kriegsmonate und die Turbulenzen der darauffolgenden Umstellungszeit brachten das vorläufige Aus für den geordneten Löschdienst in Etzenrot. Mühsamer Neubeginn Die Dorfbewohner sahen 1945 einer trostlosen Zukunft entgegen. Kriegsgefangenschaft, Lazarettaufenthalte, tagelange Nahrungssuche der Frauen, jeder war mit sich und seinen eigenen Schwierigkeiten beschäftigt. Wer hatte da noch Zeit oder Lust, sich zusätzlich dem Löschdienst zu widmen, obwohl die Besatzungsmacht wiederholt auch in Etzenrot die Durchführung von Löschproben angeordnet und den Eisenbahner Oskar Schäfer als Verantwortlichen eingesetzt hatte. Und so hatten bis in den Sommer 1946 hinein alle Rathausberichte den gleichlautenden Inhalt: Die Schlagfertigkeit der Feuerwehr ist nicht gewährleistet.! Nachdem einige Kriegsteilnehmer wieder heimgekehrt waren, nahmen sich die Einsichtigen unter Ihnen der Angelegenheit Feuerlöschwesen an und richteten unter der Leitung von Kommandant Schäfer einen geordneten Löschdienst ein. Die Feuerwehrmänner wählten 1948 Albert Müller zum Kommandanten und gingen weiterhin geschlossen ans Werk. Sie setzten das Vorgefundene instand und schafften weiteres Kleingerät an. 25 Männer und Jungmänner nahmen in unruhigen Zeiten das Wagnis des Neuaufbauens auf sich. Bürgermeister August Anderer, der bereits vor der Feuerwehrgründung beim kommunalen Löschdienst mitgemacht hatte, unterstützte die Feuerwehrkameraden mit Rat und Tat. Albert Müller blieb bis 1952 impulsgebend im Amt. Schreinermeister Friedrich Rimmelspacher, der die Nachfolge antrat, wirkte bis 1962 in seiner freundlich zuverlässigen Art auf die Feuerwehrkameraden ein. Er hatte klare Zielvorstellungen: “Einer für alle” bedeutete, der Einzelne solle sein Fachkönnen in die Gemeinschaft einbringen und menschlich in den Kreis der Feuerwehrkameraden einschwingen! “Alle für einen” hieß, die Gemeinschaft der Feuerwehrkameraden müsse den Einzelnen in seiner jeweiligen Eigenart aufnehmen und bejahen, mittragen! Die Ausrüstung indes war überaus bescheiden. So wurde zum Beispiel die vorhandene Tragkraftspritze auf einem umgebauten Schäferkarren befördert. Wühlten sich die schmalen Eisenräder abseits der Straße in den Boden riefen die Schiebenden im Chor: “Alle für einen — Karren!” Und der Deichselmann schrie lauthals zurück: “Einer lenkt – für alle” Der Humor ging nie aus. 1958 erhielt die Wehr eine neue leistungsstarke Tragkraftspritze. Auch diese Spritze mußte auf dem Schäferkarren geschoben werden. Nachdem die Gemeinde die Beschaffung eines Wagens abgelehnt hatte, stellten die Feuerwehrmänner den alten Karren zur Seite und trugen fortan – polternd und lärmend, schwitzend und stöhnend – die schwergewichtige Spritze zum Löschbehälter. Die Schuftenden erregten das Mitleid der Einwohnerschaft und die Gemeinde kaufte im Frühjahr 1960 ein Tragkraftspritzenfahrzeug. Damit war das Tor für eine zeitgemäße Ausrüstung geöffnet. Der Nachfolger im Kommandantenamt, Zimmermeister Richard Rabold, stand bis zu seinem frühen Tod im Mai 1983 21 Jahre der Etzenroter Feuerwehr vor. Rabold legte großen Wert auf praktische Schulung und auf technische Ausbildung. Unter seiner Regie, bei kluger Mitsteuerung des stellvertretenden Kommandanten Otto Ziegler liefen im August 1964 die Festlichkeiten des 25jährigen Feuerwehrbestehens über die kommunale Bühne. Bürgermeister Schmieger fungierte als Festpräsident, indes Altbürgermeister Anderer die Schirmherrschaft ausübte. 1963 mietete die Gemeinde einen Holzschuppen unweit der Straßengabelung Hohberg- und Kirchstraße zur Unterbringung des Tragkraftspritzenfahrzeugs und der Feuerwehrgerätschaften an. Da der Eigentümer aber weiterhin Heu und Stroh auf dem Dachboden lagerte, war die Feuerwehrunterkunft das brandgefährdeste Gebäude am Ort. Das eigene Haus 1966 begannen die Vorarbeiten für ein eigenes Feuerwehrhaus auf dem Hofgelände des Schwesternhauses. Bereits ein Jahr danach wurde in froher Runde Richtfest gefeiert. 1968 beschaffte die Gemeinde ein Löschgruppenfahrzeug, das bis 1998 seinen Dienst bei der Feuerwehr Etzenrot versah. Die Gemeinde erhielt Landeszuschüsse zur Errichtung einer Schlauchwerkstatt, die den Feuerwehren der Nachbargemeinden offen stehen sollte. Die Feuerwehr zog im Mai 1969 ins eigene Haus ein. Erweitertes Einsatzfeld Noch im gleichen Jahr erhielt die Etzenroter Feuerwehr ein Tanklöschfahrzeug TLF 15 mit eingebauter Sprechfunkanlage, das zuvor in Ettlingen eingesetzt war. Etzenrot rüstete nun alle Fahrzeuge mit Sprechfunk aus und zählte zum Kreis jener Feuerwehren, die Sprechfunk eingesetzt hatten. Jugendabteilung 1970 wurde eine Jugendfeuerwehr auf Ortsebene gegründet. Der Initiator Wilhelm Höger übernahm bis 1980 die Schulung der Jugendlichen, die nach und nach in den Kreis der Aktiven aufgenommen wurden. Folgende Kameraden aus dem Gründungsjahr sind heute noch aktiv: Helmut Becker Übernahm die Jugendwehr 1981 von Wilhelm Höger und leitet diese heute noch Peter Weißenborn seit 1999 stellv. Abteilungskommandant und Kommandant von Waldbronn Norbert Martin unser Küchenbulle, dem nur seine Soßen am besten schmecken Klaus Günter durch seine eigene Firma leider des öfteren verhindert Auch Wilhelm Höger, seit 1999 Obmann der Alterswehr Etzenrot, steht auch heute noch mit Rat und Tat der Abteilungsleitung zur Verfügung. 1971 erwarben zwei von Wilhelm Höger geschulte Gruppen erstmals das bronzene Leistungsabzeichen. 1972 stellte Etzenrot 6 Gruppen bei der Abnahme der Leistungsprüfung, die im Ort selbst erfolgte. Diegute Schulungsarbeit von Ausbilder Höger zahlte sich aus. Zwei Gruppen errangen Silber, vier Gruppen erhielten Bronze. Zwei der erfolgreichsten Gruppen waren reine Jugendmannschaften. Neue Lage 1972 fanden sich im Zuge der neuzeitlichen Gemeindereform die drei Orte Etzenrot, Busenbach, Reichenbach als eine Gemeinde wieder. Dies hatte Folgen für die drei örtlichen Feuerwehren, die verwaltungsmäßig zur Feuerwehr der neuen Gemeinde mit einem Kommandanten zusammengefaßt wurden.. Praktisch aber behielten die drei ehemaligen Feuerwehren ihre Selbstständigkeit als sogenannte Ortsteilwehren mit eigenem Kommandant, der seinerzeit in der Amtssprache “Feuerwehr-Abteilungsleiter” hieß. Bürgermeister Alfred Ohl hatte das rechte Verständnis für die veränderte Lage in der Feuerwehr. Noch im Dezember des Zusammenschlußjahres rief der Bürgermeister die Mitglieder der drei Feuerwehren zusammen und erörterte mit Ihnen die neue Lage. Anschließend wählten die Versammelten den bisherigen Ortskommandanten der Busenbacher Feuerwehr Emil Karle zum ersten Kommandanten der neuen Gemeinde. Bürgermeister Ohl ging beherzt auf das Anliegen der Feuerwehr und sorgte für eine gleichwertige Ausrüstung in den Ortsteilen. Die Aufrüstung wurde rasch und sorgfältig vollzogen. Bald verfügte alle Abteilungen über Atemschutzgeräte und Sprechfunk. Kommandant Emil Karle wurde von Wahl zu Wahl in seinem Amt bestätigt, bis er 1988 von Gott abgerufen wurde. Die Waldbronner Feuerwehrkameraden wählten Bernd Bull von der Abteilung Etzenrot zum Nachfolger. Die Ortsteilwehren wurden gemeinsam ins Netz der lautlosen “stillen” Alarmierung einbezogen. In Waldbronn heult daher der aufschreckende Sirenenton nur noch selten bei Übungen auf. Bürgermeister Albrecht Glaser übergab 1982 ein Tanklöschfahrzeug TLF 8/18 das eine noch offene Lücke im Fahrzeugpark der Feuerwehr Waldbronn schloß. 1983 wurde Bernd Anderer von den Kameraden der Abteilung Etzenrot zum neuen Abteilungskommandanten gewählt. Er übte sein Amt umsichtig und gekonnt bis Februar 1999. 1987 Schenkte die Bezirkssparkasse Ettlingen der Abteilung Etzenrot einen 3 Jahre alten Kleinbus. Dieses Fahrzeug wurde zweckdienlich zum MTW umgerüstet, wobei die Gemeinde die Unkosten übernahm. Leider fiel dieses Fahrzeug 1997 einem Verkehrsunfall zum Opfer. 1988 schaffte die Abteilung eine hochwertige Tragkraftspritze an, die 40kg leichter als ihre Vorgängerin ist und dennoch mehr leistet. 1998 beschaffte die Gemeinde Waldbronn für die Abteilung Etzenrot ein hochmodernes Löschgruppenfahrzeug LF 8/6 als Ersatz für das doch schon sehr überalterte LF 8 von 1968. 1999 übernahm Klaus Pukowski die Abteilungsführung in Etzenrot. Zu seiner Seite steht ihm sein Stellvertreter Peter Weißenborn der zu der Anfangmannschaft der Jugendwehr Etzenrot gehörte und seit 1999 auch Kommandant der Feuerwehr Waldbronn ist.